Opernmagazin: BEEINDRUCKEND: „TURANDOT“ IM THEATER MAGDEBURG“
„(...)Regisseur und Bühnenbildner Michiel Dijkema, der zugleich mit sinnfälliger Lichtregie arbeitete, folgte mit dieser zunächst etwas gewöhnungsbedürftigen Ausstattung den Angaben im Libretto, das von einer „Zeit der Märchen und Legenden“ spricht. Dazu passte auch, dass sich die Kostümbildnerin Jula Reindell von der Bekleidung und Gesichtsbemalung verschiedener Urvölker aus aller Welt hatte inspirieren lassen. So wurde eine geradezu archaische Umgebung ohne jede Andeutung chinesischen Kolorits geschaffen, in der sich das blutrünstige Geschehen um die Rätsel der Prinzessin Turandot zutrug. Dabei war auffällig, wie lebhaft der Regisseur alle handelnden Personen außer der eher statuarisch auftretenden Turandot agieren ließ, so dass man von der immer wieder spannenden Geschichte durchgehend gefesselt war.(...)
Das enthusiasmierte Publikum bedankte sich bei allen Beteiligten mit starkem, lang anhaltendem Beifall, der sich zu Ovationen steigerte.“
Volksstimme: „Ein Volk im Blutrausch“
„(...) Nackte Felsen, Bambusstämme, herumliegende Skelette, aufgespießte Schädel dazu ein Gewimmel mit Lederfetzen bekleideter, Steinäxte und urtümliche Spieße schwingender bleichhäutiger Wilder. Ein kurzes Orchestervorspiel, eingeleitet von drei krassen Akkorden, ertönt, einer der steinzeitlichen Wilden beginnt mit wohlausgebildeter Stimme zu singen. Er verkündet
die Heiratsbedingungen der chinesischen Prinzessin Turandot. Und ein Todesurteil. Eine Axt wird zeremoniell geschliffen, der Chor besingt den Mond in auserlesenen Versen. Spätestens in diesem Moment beschleicht die Zuschauer das Gefühl, irgendetwas stimme hier nicht mit der Steinzeit auf der Opernbühne. Es entwickelt sich eine enorme Spannung zwischen der archaisch unzivilisierten Bilderwelt einerseits und dem expressionistisch hochgespannten Text sowie Giacomo Puccinis Musik, die hier mehr als in allen seinen Opern vorher in die musikalische Moderne hineinragt.
„In sagenhafter Vorzeit“ oder in der „Zeit der Legenden“ spielt „Turandot“. Ausstatter
und Regisseur Michiel Dijkema nimmt genau diese Angaben beim Wort. Steinzeit, vielleicht Bronzezeit, eine Zeit vor schriftlicher Überlieferung und politischer Staatsgründung wählt er als Rahmen für Puccinis Extremfi guren und deren weit über menschliches Normalmaß hinausgehende
Handlungen. Eiseskälte und Blutdurst, Mord und Selbstmord sind die Stichworte der Handlung.(...)“